Spieglein, Spieglein an der Hand…

 

Wer wirklich der/die Schönste im Römischen Reich nach der Zeitenwende war, darüber würden sich die römischen Schriftsteller wahrscheinlich heute noch streiten. Sicher ist aber, dass den Römern nicht nur Sauberkeit sehr wichtig war. Die Menschen wollten auch schön

und gepflegt sein, und dafür taten sie fast alles.

Ab dem 1. Jahrhundert n.Chr. entstand im gesamten römischen Reich ein Netzwerk großzügig angelegter Thermen mit mehreren Badehallen, Ruhebereichen und Begegnungszonen. Mit einer breiten Palette an Zusatzleistungen der Körperpflege und Schönheit und einem reichhaltigen Gastronomieangebot wurden außerdem aus den neuen römischen Thermen echte Wellnesstempel, in denen es sich gut einen ganzen Tag verbringen ließ. Dort wurden auch Geschäfte und Verträge geschlossen, Intrigen gesponnen und soziale Netzwerke aufgebaut.

Gebadet wurde zumeist einmal in der Woche, wobei Männer von Frauen getrennt waren. Wo das nicht möglich war, gab es eigene Badezeiten für die Damen. Dazu kamen tägliche Reinigungen der Arme und Beine, das Waschen des Gesichts und das Ausspülen des Mundes.

 

Danach ging es an die dekorative Kosmetik. Dafür stand ein reichhaltiges Spektrum von mehr oder weniger gesunden und wirkungsvollen Mitteln für Frauen wie Männer zur Verfügung. Denn auch Männer schminkten sich, um zumindest den hochmodischen fahlen Teint zu erhalten. Sie färbten sich auch die Haare, was von manch römischem

Schriftsteller arg ins Lächerliche gezogen wurde.

 

Die römische Kosmetik bot tatsächlich Produkte für jeden Geldbeutel. Manche Zutaten sind sogar bis heute Bestandteil der modernen Kosmetik. Allerdings war die Bandbreite

der bestenfalls ungesunden und ekelhaften, schlechtestenfalls gefährlichen und giftigen Inhaltsstoffe beachtlich. So war nicht nur Bleiweiß Bestandteil des bleichenden Make-ups. Geriebener Zinnober im Lippenstift sollte für rote Lippen sorgen, Tierfäkalien wie Krokodilkot und Ziegenkot wurden als wichtige Inhaltsstoffe von Hauptpflegeprodukten propagiert. Ziegenurin sollte jenen Damen blonde Haare bescheren, die sich das Haar germanischer Sklavinnen oder Safran nicht leisten konnten. Eine solche Dame fand mit ihrer Toilettenpanne durch Ovid und seine „Metamorphosen“ ins Gedächtnis der Ewigkeit. Es war Corinna, die Freundin von Ovid, die durch eine zu hohe Dosis von Ziegenurin ihre Haare verlor und seine Perücke tragen mußte bis ihre Haare nachgewachsen waren.

Der Kosmetiktisch bei Gentes Danubii bietet intensive Einblicke in eine eigentlich verborgene Welt. Die Kosmetik war normalerweise sogar vor den Blicken des Ehemanns verborgen und im Gemach der Frau zu finden.

Die Präsentation bietet nicht nur die Möglichkeit, alles über Schönheit, Körperpflege und Kosmetik im römischen Reich zu erfahren. BesucherInnen können auch überlieferte römische Kosmetikprodukte, Salben und Parfums selbst auszuprobieren. Allerdings nur

jene, die für Wohlbefinden sorgen und aus ungefährlichen Zutaten bestehen.

 

Unsere römische Matrone ist auf die Rekonstruktion römischer Pflegeprodukte spezialisiert und verwendet dafür ausschließlich historisch belegte Zutaten des 1. – 4. Jahrhunderts. Auf Basis umfassender Recherchen und Experimente hat sie ein vollständiges römisches

Schminkset entwickelt und bietet zusätzlich rekonstruierte Cremen und Parfums zum Testen an. So wird dieser faszinierende Aspekt des römischen Lebens echt erlebbar.